Am 12. Mai vor 100 Jahren wurde Joseph Beuys geboren, was das Land NRW unter Schirmherrschaft Armin Laschets zum Anlass nimmt, ihn mit der Kampagne „beuys2021“ hochleben zu lassen. Die Kunstwelt ist sich einig: Beuys gilt als DER Künstler der Nachkriegszeit. Er hat nicht nur das Kunstverständnis revolutioniert, sondern sich ebenso das hohe Ziel gesetzt, „eine radikale Demokratisierung der Gesellschaft einzuleiten“, so ein Text des offiziellen „beuys2021“-Jahres.
Beuys‘ Biografie, sein künstlerisches Schaffen und sein politischer Aktionismus bilden einen untrennbaren Konnex; Beuys selbst wurde nicht müde, dies immer wieder zu betonen. Über seine Wirkung als postnazistischen Vergangenheitsrelativierer erfährt man allerdings kaum etwas. Das verwundert, denn schließlich hatte Beuys selbst zu Protokoll gegeben: „Mein ganzes Leben war Werbung, aber man sollte sich einmal dafür interessieren, wofür ich geworben habe.“ Und genau dafür interessiert sich die Kampagne „beuys behind the scenes“, die sich als kritische Ergänzung zum offiziellen „beuys2021“-Jahr versteht.
„behind the scenes“ sollte als Slogan dabei nicht täuschen. Denn das zu untersuchende Gedankengut Beuys‘ lässt sich ganz offen aus seiner Kunst, seinen Schriften, seinem Handeln und seinem politischen Wirken ablesen und muss nicht erst hinter den Kulissen gesucht werden. „behind the scenes“ verweist somit vielmehr auf die in der öffentlichen Rezeption kaum vorhandene Thematisierung dessen, wofür Beuys tatsächlich „geworben“ hat.
Eine Auseinandersetzung mit der Rolle Beuys‘ gibt darüber hinaus Auskunft über historische Verbindungslinien und ideologische Kontinuitäten gegenwärtiger Diskurse. Das macht es unabdingbar, dass „beuys behind the scenes“ an einigen Stellen den konkreten Beuys-Bezug überschreitet.
Für die Videobeiträge bedanken wir uns ganz herzlich bei: Albert Markert, Ansgar Martins, Jutta Ditfurth, Peter Bierl, Roger Behrens, Rolf Famulla, Till Gathmann.